Obmann Direktor Roman Posch (*1882, +1961)


Obwohl Roman Posch erst im April 1904 eine offizielle Funktion beim GAK übernahm, taucht sein Name schon bei der allerersten Weihnachtsfeier des Grazer Athletiksport-Clubs auf. An diesem 19.12.1902 in der Steinfeld-Bierhalle (Herrengasse) sorgte er als „Zauberparodist“ zusammen mit Karl Markel für Verblüffung und gute Laune.

Ab 1904 wirkte er viele Jahre lang als Kassier und Schriftwart. Besonders engagierte er sich in der Fechtsektion sowie bei den Leichtathleten.

Um 1911/12 führte er auch die Geschäftsstelle des Illustrierten Österreichischen Sportblattes in Graz.


Als Verteidiger des GAK-Platzes in den Kriegsjahren 1914 bis 1918

Höchstwahrscheinlich war Roman Posch wegen seiner Augenverletzung frontuntauglich. Zumindest erfolgte keine Einberufung

zur kämpfenden Truppe. So wurde er vom Militärkommando am Grazer Hauptbahnhof dem Paketdienst zugeteilt. Damit konnte Roman Posch seine gesamte Kraft der Erhaltung und dem Schutz des Sportplatzes in der Körösistraße widmen.

Mit Duldung und teilweiser sogar aktiver Unterstützung der steirischen Landespolitik repräsentierte Roman Posch im Alleingang den GAK in den Kriegsjahren 1914 bis 1918, da ja nahezu alle Funktionäre und Aktive im Feld standen.

 

Im Laufe des Jahres 1915 wurde Roman Posch zum Verteidiger des GAK-Platzes in der Körösistraße. Die Begehrlichkeit auf den Platz selbst war ja vor allem in den ersten Kriegsjahren immens. Auf der einen Seite drängte das Ältere Grazer Mühlenkonsortium als eigentlicher Platzbesitzer darauf, den Pachtvertrag mit dem GAK zu lösen. Auf der anderen Seite war das verständliche Bestreben der Grazer Bevölkerung auf jedem Fleckchen Grazer Erde Nahrungsmittel (Kartoffeln) anzubauen.

Als quasi „Alleinunterhalter“ berief er GAK-Sitzungen ein, übernahm als einziger Anwesender die wichtigsten Funktionen und erhielt damit zumindest am Papier den Verein Grazer Athletiksport-Klub am Leben.


Jung-Österreich

Schon im Kriegswinter 1915 gründete sich in Graz eine Organisation zur militärischen Erziehung der Mittelschuljugend. Binnen kurzer Zeit traten über 500 Mittelschüler dem steiermärkischen Landesverband " Jung-Österreich" des k.k. Reichsbundes der patriotischen Jugendorganisation in Österreich bei.

Nun kam Roman Posch ins Spiel. Zusammen mit dem Statthalter der Steiermark, Manfred Graf von Clary und Aldringen, stellte er den GAK-Platz für militärisch-sportliche Übungen zur Verfügung. Der Grazer Militärkommandant Feldmarschall Leutnant Erwin v. Mattanovich übernahm das Protektorat und so blieb der GAK-Platz eigentlich vom Zugriff des Mühlkonsortiums ebenso wie vom Anbau diverser Lebensmittel und weiterer Zweckentfremdung zunächst verschont.


Radfahrerkompanie am GAK-Platz. Foto: ©
Radfahrerkompanie am GAK-Platz. Foto: ©

Trickreich und erfolgreich

Posch griff im Jahr 1916 ganz tief in die Trickkiste und bat den Fechttrainer des GAK, Professor Emirio Tomazzoni, zusammen mit seinen Schülern Bajonettangriffe darzustellen. Gerade von diesen Bajonettkämpfen zeigte sich das hohe Militär begeistert und gewährte Roman Posch und dem GAK-Platz eine weitere Verschnaufpause.

Klarerweise konnten die Schüler nicht täglich ihre Kriegsübungen durchführen und bald war Roman Posch wieder in der Zwickmühle. Nun kam ihm aber neuerlich eine weitere grandiose Idee. Als Postbeamter in der Grazer Hauptpost war er auch am Rande mit dem "1. Alpenländischen Jagd-, Polizei- und Kriegshunde-Klub" vertraut, der seinen damaligen Vereinssitz in der Hauptpost hatte. Also wurde der Hunde-Dressurplatz ganz einfach und ohne viel Theater auf den GAK-Platz verlegt.

Daneben sorgte Posch auch dafür, dass Fahrübungen mit kriegstechnischen Fahrzeugen und militärisches Radfahren in der Körösistraße stattfanden.


Roman Posch stemmt sich gegen deutschnationale Ideologie beim GAK

Im Frühjahr 1920 fand wie alljährlich eine Jahreshauptversammlung des GAK statt und Obmann-Stellvertreter Albin Sorger-Domenig begrüßte zahlreiche Gäste, besonders aber den Grazer Vizebürgermeister Mag.pharm. Adolf Fizia („Hirschenapotheke“) sowie ranghohe Vertreter des Akademischen Sportvereines Graz.

Sorger-Domenig gab in seiner Rede bekannt, dass die Mitglieder des ASV Graz dem GAK beigetreten sind, da für sie keine Sportplätze mehr zur Verfügung standen. Der Mitgliederstand des GAK sei dadurch auf 341 geklettert, so Sorger-Domenig.

Auch Neuwahlen standen am Programm.

Adolf Fizia wurde zum Obmann gewählt, Dr. Leopold Böhm zum 1. Obmann-Stv., Dr. Busson zum 2. Obmann-Stv.

Allerdings begannen im Frühjahr 1920 auch unglaubliche Spannungen innerhalb des Vereines, denn die Anzahl der Verfechter der “deutschnationalen“ Ideologie stieg stark an.

Autor Johannes Sachslehner bezeichnet in seinem Buch „1918: Die Stunden des Untergangs“ (Styria Verlag 2014) Adolf Fizia als „glühenden Deutschnationalen“.

Roman Posch und Emanuel Slama stemmten sich vereinsintern ganz massiv gegen diese Strömung, standen aber auf verlorenem Posten.


Ehrenmitgliedschaft

Für das Bravourstück zur Erhaltung des Sportplatzes wurde Roman Posch im Jahr 1922 zum Ehrenmitglied des GAK ernannt. Eigentlich war er damit der erste „ echte Nichtsportler“, der Ehrenmitglied wurde.

Die feierliche Überreichung des Dekretes und der dazugehörigen Urkundenrolle (schwarz mit goldfarbenen Applikationen) fand allerdings erst am 21.9.1927 statt.


Und wieder Nachkriegsjahre für den GAK

In den schweren Nachkriegsjahren 1946 bis 1949 führte er als Obmann den schwer angeschlagenen GAK den Weg in geordnete Verhältnisse über. Unter seiner Obmannschaft fand ein großartiger sportlicher Aufschwung statt.

Nach seinem krankheitsbedingten Übertritt in den Ruhestand als Postoberoffizial in den späten 1930er-Jahren übersiedelte er von der Heinrichstraße 18 in die Heinrichstraße 41 und bewies als behördlich konzessionierter Realitätenvermittler wirtschaftliches Geschick.


Das Lebensende

Im März 1961 verstarb Roman Posch im 79. Lebensjahr. Der damalige Obmann Hofrat Dr. Konrad Reinthaler hielt am offenen Grab (St. Leonhard Friedhof) bewegende Worte und beschrieb Posch an diesem Gründonnerstag nicht nur als treuen Mentor der Aktivitas des GAK, sondern auch über viele Jahre hinweg als Seele des Vereines.


Sponsor des GAK

Familienmitglieder führten in den 1960er und 1970er-Jahren ein Pretiosengeschäft auf der rechten Murseite und unterstützten den GAK auch oftmals als kleinere Sponsoren.